Samstag, April 20, 2024
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E-KYC – Kundenverifikation und ihre Bedeutung für die Wertschöpfungskette

Berlin – Vom Shopping bis zum Abschluss eines Versicherungsvertrages oder einer Bankkontoeröffnung stehen heute immer mehr Geschäftsprozesse online zur Verfügung, Tendenz weiter steigend. Unternehmen müssen dabei sichergehen, dass sie es mit einem berechtigten Gegenüber zu tun haben. Doch wie erkenne ich in der Anonymität des Internets, dass mein Ansprechpartner derjenige ist, der er behauptet zu sein? Indem ich einen „Know-Your-Customer“-Prozess („Kenne deinen Kunden“, KYC) einführe. Dieser sollte jedoch online bzw. elektronisch sein („E-KYC“), denn das führt nicht nur zur notwendigen Sicherheit und Nutzerfreundlichkeit, sondern kann die Wertschöpfungskette des Unternehmens erweitern.

Warum Unternehmen KYC-Verfahren nutzen

Einige Branchen, wie etwa das Bankenwesen, sind schlichtweg gesetzlich dazu verpflichtet. Mit Blick auf Geldwäscheprävention schreibt das Geldwäschegesetz (GwG) vor, anhand von KYC-Prozessen die Identität von Kunden genau zu prüfen.

Andere Branchen wollen Sicherheit für sich und ihre Kunden und führen deshalb Kundenidentifizierungen durch. So entsteht etwa dem E-Commerce durch Identitätsbetrug jährlich ein immenser wirtschaftlicher und ggf. auch Reputationsschaden. Versicherungen hingegen, die mit sensiblen Kundendaten – insbesondere, wenn es um Gesundheitsinformationen geht – zu tun haben, legen größten Wert darauf, dass die Sicherheit hinsichtlich ihrer Nutzerdaten gewährleistet ist. Im Fall von Schadensregulierungen müssen sie sich hingegen selbst vor Betrugsversuchen schützen.

Für sie alle bedeutet eine gesetzeskonforme und sichere Kundenidentifizierung Betrugsprävention und damit eine Absicherung der Kernprozesse ihres Unternehmens.

Frank S. Jorga, Gründer und CEO von WebID.

Besser E-KYC statt analoger Verfahren

Und allen ist ein simpler, aber effektiver KYC-Prozess vertraut: Ich lasse mir von meinem Gegenüber den Ausweis vorlegen. Wie aber soll dieses bei einer sogenannten Fernidentifikation, wie sie im Internet vorliegt, stattfinden?

Weitgehend bekannt und heute noch weit verbreitet ist das Postident-Verfahren, bei dem man mit einem Coupon in eine Postfiliale geht und sich dort anhand seines Ausweises identifizieren lässt. Nachdem ein Kunde in der Filiale war, wird dem auftraggebenden Unternehmen die erfolgreich durchgeführte Identifizierung gemeldet und die Bankkontoeröffnung, um diesen Prozess als Beispiel zu nehmen, kann fortgeführt werden. So zieht sich ein relativ simpler Prozess durchaus über mehrere Tage hin: vom Versand des Coupons über das Aufsuchen einer Postfiliale innerhalb ihrer Öffnungszeiten bis hin zur weiteren Verarbeitung in der Bank in unserem Beispiel. Die Schnelligkeit, die ein Online-KYC-Verfahren an dieser Stelle bietet, ist nicht nur deutlich kundenfreundlicher. Der Vorgang ist auch deutlich effektiver, da mit der Schnelligkeit auch die Konversion steigt, also der Anteil an Interessenten, die zu Kunden werden. Bei Prozessen, die sich über mehrere Tage ziehen, lässt sich immer wieder beobachten, dass Kunden abspringen; in unserem Beispiel etwa das Konto am Ende doch nicht eröffnen.

Das wissen wir nicht zuletzt deshalb, weil sich dieser Authentifizierungs-Prozess seit einigen Jahren online erledigen lässt und man den Vergleich ziehen kann. Selbst in den hochregulierten Branchen sind beginnend mit der Erfindung der GwG-konformen Videoidentifikation 2014 digitale Lösungen erlaubt worden und heute existieren für E-KYC-Prozesse verschiedenste Lösungen unterschiedlicher Anbieter. Online-Identifizierungen bieten also ein Sicherheitslevel für Unternehmen wie Kunden und führen zu hoher Konversion bei Kundengewinnungsprozessen. Ein dritter Vorteil von eKYC-Lösungen wird jedoch noch zu selten ausgenutzt: E-KYC ermöglicht neuartige digitale Geschäftsprozesse für die Wertschöpfungskette des Unternehmens.

Baustein für digitale Wertschöpfungsketten: Zwei Beispiele

Nehmen wir das Beispiel eines der größten deutschen Immobilienportale. Dieses hat sich zum Ziel gesetzt, für seine Kunden zu einer 360-Grad-Plattform zu werden. Sämtliche Leistungen und Services, die rund um den Erwerb oder das Anmieten einer Immobilie bestehen, sollen über die Plattform vermittelbar werden. Die SCHUFA-Auskunft stellt für Mieter und Vermieter zum erfolgreichen Anmieten einer Wohnung ein wichtiges Dokument dar, so dass es nahelag, dieses über die Immobilienplattform zu vermitteln. Allerdings gehören Bonitätsauskünfte eindeutig zu den sensibleren persönlichen Daten und sie lassen sich zudem missbräuchlich verwenden, wenn Dritte sie erhalten. Für den neuen Geschäftsprozess wollte das Portal deshalb sicherstellen, dass es wirklich der Mieter ist, der seine SCHUFA-Auskunft erhalten möchte, und nicht jemand Fremdes eine Online-Anfrage mit den persönlichen Daten des Mieters stellt. Eine vollautomatisierte Online-Ausweisüberprüfung mit künstlicher Intelligenz und Biometrie war hierfür der ideale Baustein im Gesamtprozess von der Beantragung bis zum Erhalt der SCHUFA-Auskunft direkt über die Online-Plattform.

Ein Beispiel aus dem E-Commerce bzw. der Konsumentenfinanzierung: Auch beim Online-Handel wünschen sich Verbraucher, den Kauf eines hochpreisigen Smartphones per Ratenkredit zu finanzieren. Ein Händler will seine hochwertige Ware vor Betrug schützen, ein Kreditinstitut sein Finanzierungsangebot online anbieten. Eine GwG-konforme Online-Identifikation entweder via Videocall oder via Online-Banking wird hier jeweils mit einer Lösung für eine rechtsgültige elektronische Unterschrift kombiniert („E-Signing“) und Händler wie Bank haben den neuen Geschäftsprozess realisiert.
So lassen sich diverse Beispiele finden, wie E-KYC bereits heute neue digitale Wertschöpfungsketten für Unternehmen möglich gemacht hat, ob durch die Digitalisierung eines analogen oder durch das Aufsetzen neuer Prozesse.

Jedes Unternehmen ist sich selbstverständlich bewusst, dass sein Erfolg damit einhergeht, dass es seine Kunden möglichst gut kennt. E-KYC bestätigt diese Erkenntnis in einer neuen Dimension.


Zum Autor:

Frank S. Jorga ist Gründer und CEO der auf digitale Identifizierungsverfahren und Online-Signaturen spezialisierten WebID Solutions GmbH. Er verantwortet die strategische Ausrichtung sowie die weltweite Expansion des 2012 gegründeten Unternehmens. WebID ist mit seiner Erfindung der Pionier im Segment der GwG-konformen Video-Identifikation (GwG = Geldwäschegesetz).

Louis Kuhnert
Louis Kuhnert
Louis ist seit Februar 2021 als Kampagnen- und Content-Manager bei Business.today Network tätig. Zuvor beendete er erfolgreich sein Journalismus-Studium und arbeitete u.a. für den Hamburger SV in der Medienabteilung.

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