Hamburg (Gastbeitrag von Maxim Bederov) – Wenn man über die Blockchain-Technologie redet, dann redet man erstaunlicherweise nur über Kryptowährungen. Jedoch sind Kryptowährungen lediglich ein einzelnes Produkt der Blockchain-Technologie. Das ist genauso, wie wenn man über Elektrizität spricht, man aber nur über Lampen reden würde. Es gibt aber noch viele andere Produkte, wo Elektrizität eine wichtige Rolle spielt.
Was ist Blockchain?
Blockchain ist eine Methode, um Informationen sicher abzuspeichern und zu übermitteln. Wenn wir über Blockchain-Technologie sprechen, stellt sich die Frage, wo haben wir Informationen, die dauerhaft sicher gespeichert werden müssen.
Wir leben in einer hochfrequenten Welt. In allen Bereichen unseres Lebens sind Informationen und deren Übermittlung entscheidend, um unseren Alltag und unseren Beruf ausüben zu können. Es beginnt schon bei dem Weg zur Arbeit oder zu einem Termin. Wer verlässt sich heute nicht auf ein Navigationsgerät oder auf Google Maps, um sich den Weg zu seinem Ziel zu erleichtern? In Punkto Kommunikation sind wir auf das Verwalten und Speichern riesiger Datenmengen angewiesen, um die für uns so einfachen Apps, wie WhatsApp oder andere Messenger nutzen zu können. Jedes heute neu gebaute Auto speichert Unmengen an Daten, die irgendwo sicher gespeichert werden müssen. Oder wollen Sie, dass irgendwelche Hacker wissen, wo Sie sich den ganzen Tag befinden? Das sind nur wenige Beispiele, bei denen Informationen und Daten sicher gespeichert und übermittelt werden müssen. Wenn Sie überlegen finden Sie dutzende weitere Beispiele.
Die Blockchain-Technologie bringt nicht nur das Potential mit sich, unsere Daten komplett sicher abzuspeichern und zu übermitteln, sondern diese ebenfalls immer zugriffsbereit darzustellen. Dementsprechend hat die Blockchain-Technologie das Potential mit unseren Daten ganz anders, als jemals zuvor umzugehen. Sie könnte uns ein momentan undenkbares Ausmaß an Sicherheit und Flexibilität bieten.
Warum hat es der Blockchain- und Krypto-Markt bis heute nicht geschafft richtig zu expandieren?
In den letzten 3 Jahren habe ich sehr viele Konferenzen besucht von USA bis Singapur. Auf dem gesamten Planeten in verschiedenen Ländern habe ich Seminare zum Thema, Zukunft der Blockchain-Technologie und des gesamten Kryptomarkts gesehen. Am Anfang war es sehr aufregend, wenn man dort ankommt und sehr vielen Menschen super spannende Geschichten erzählen. Man steht vor diesen Rednern und denkt, man ist der Einzige, der diese Entwicklung verpasst hat und der Letzte, der auf diesen Zug aufspringt.
Erst im Laufe der letzten Jahre habe ich festgestellt, dass bei diesen Diskussion sehr oft eine Begriffsverwechslung stattfindet und das, was man als Absichtserklärung definiert, noch lange nicht das ist, was real vorhanden ist. Dementsprechend muss man bestimmte Sachen ganz anders bewerten. Was meine ich damit?
Meine Kinder mögen einen sehr guten Zeichentrickfilm. Er heißt Antz. Er handelt über eine Ameisenkolonie und ich finde die letzte Szene absolut bezeichnend für den aktuellen Zustand der ganzen Blockchain-Technologie und des ganzen Kryptomarkts. Am Ende des Zeichentrickfilms wird der Held des Films, die Haupt-Ameise auf Händen getragen und für ihre Heldentaten gefeiert. Die ganze Kolonie feiert diese Ameise und diese zigtausend Ameisen schreien und jubeln. Dann fährt die Kamera zurück und diese Ameisenkolonie schrumpft immer weiter und wird immer kleiner. Der Zuschauer versteht, dass sich die gesamte Filmhandlung zwischen zwei Mülltonnen, im Abstand von einem Meter abgespielt hat. Die Kamera schwingt nach oben und zeigt Manhattan. Diese Szene beschreibt 1 zu 1 den aktuellen Zustand des gesamten Kryptomarkts.
Man hat das Gefühl, dass die gesamte Welt darüber spricht und jeder sich damit auskennt. In Wirklichkeit, Stand heute ist der ganze Kryptomarkt sehr klein und lediglich eine Nische. Warum ist das so? Warum hat der Kryptomarkt es bis heute nicht geschafft, richtig zu wachsen und zu expandieren? Meine These besteht darin, dass solange der Kryptomarkt nicht den Anschluss an die klassische regulierte Finanzwelt findet, er nicht wachsen, zu mindestens nicht so wachsen wird, wie man sich das ganze vorstellt.
Die meisten Unternehmen, die in diesem Bereich tätig sind, sind nicht reguliert und ohne Regulierung bekommt man keinen Anschluss an die klassische Finanzwelt und die Banken. Solange das nicht der Fall ist, werden keine vernünftigen Investoren und Marktteilnehmer in diesen Markt einsteigen. Das wird nicht passieren!
Es gibt heute sehr viele Börsen und Tradingplätze. Viele über dem Radar und auch viel unter dem Radar. Ich wage den Gedanken auszusprechen, dass 99 Prozent all dieser Trading-Plattformen nicht reguliert sind. Und genau deswegen werden diese, sowie die Unternehmen, die in dem Bereich tätig sind, die nicht reguliert sind, mittel- bis langfristig vom Markt verschwinden.
Bisher war die Branche sehr klein und es wurde meist unter der Radarlinie gehandelt. Je größer die Blockchain- und Krypto-Branche wird, desto mehr Aufmerksamkeit bekommt sie von Finanzbehörden. Genau deswegen glaube ich, dass die Unternehmen, die es in der Zukunft schaffen werden, die Brücke zwischen der Kryptowelt und der klassischen Finanzwelt zu bauen und sich gleichzeitig zu 100 Prozent der Regulation unterwerfen, das werden genau die Unternehmen sein, die in Zukunft den gesamten Markt unter sich aufteilen. Diese Unternehmen werden nach klar definierten Regeln spielen und genau deswegen das Vertrauen großer Investoren und auch der breiten Masse erhalten.
Die erste große Herausforderung ist die momentan fehlende Regulierung. Viele betrachten die Regulierung als notwendiges Übel. Ich betrachte die Regulierung als das Beste, was der Branche überhaupt passieren kann. Das ist der erste Punkt.
Der zweite Punkt ist: Stand Heute ist die Krypto-Branche noch nicht massentauglich. Im Leben eines Kellners oder Taxifahrers spiel der Kryptomarkt und die Blockchain-Technologie gar keine Rolle. In dem Augenblick, indem der ganze Markt massentauglich wird, dürfen wir uns auf die nächste Evolutionsstufe freuen. Ab da an wird sich dieser Markt wie ein Lauffeuer schlagartig verbreiten und wachsen.
Maxim Bederovs Fazit
Die Unternehmen, die diese zwei Herausforderungen in naher Zukunft lösen werden, zum einen die Regulierung und zum zweiten die Massentauglichkeit, das werden die Unternehmen sein, die den gesamten Markt unter sich aufteilen werden. Die deutsche Wirtschaft sieht diese großen Chancen, zögert aber noch, diese einzusetzen. Grund sind hauptsächlich fehlende Anwendungsfälle.
Zudem erschweren der Mangel an Blockchain-Experten und massive rechtliche Fragen, sowohl auf Bundes- als auch auf EU die Umsetzung. Es gibt zwar zahlreiche Pilotprojekte, aber noch wenig konkrete Anknüpfpunkte innerhalb der deutschen Wirtschaft. Allerdings wird Deutschland ohne politische Subventionierung und den Ausbau von techlastigen Studiengängen schnell den Anschluss an den Weltmarkt verlieren. Auch das Einbeziehen von Statups, welches erst nach und nach in anderen Branchen in Deutschland Einzug hält, muss besonders im Rahmen der Blockchain zur Selbstverständlichkeit werden.
Zahlreiche Start-ups in diesem Bereich, die sich vor allem in Berlin aber auch in München und Frankfurt angesiedelt haben, arbeiten tagtäglich an der neuen Technologie. Zusammen mit der Commerzbank, Bosch, Deutsche Bahn, Daimler & vielen anderen Konzernen werden hier Zukunftsprojekte gestaltet. Die Frage ist, wann sich der wichtige deutsche Mittelstand dazu gesellt.
Maxim Bederov ist Unternehmer, Finanz-Experte, Bergsteiger, Kampfsportler und Vater. Er hat durch seine Beharrlichkeit und Willensstärke stets nach dem Besten gestrebt.
Mit über zwei Jahrzehnten Erfahrung in der Finanzdienstleistung, Digitalisierung und IT gründete er im Jahr 2018 einen der ersten Publikumsfonds mit digitalen Assets. Er setzt sich aktiv für die finanzielle Legalisierung und Regulierung von Kryptowährungen ein. Die Ernte der Jahre ist eine gesunde und glückliche Familie, mehrere erfolgreiche Unternehmen sowie genügend Zeit, um seine Leidenschaft auszuleben.
